
Die Autoren der Studie
In kurzen Videos nehmen die Autoren der Shell Jugendstudie Stellung zu den wichtigsten Themen – Lebensläufe und Pressefotos zum Download
Shell Jugendstudie 2019: Prof. Mathias Albert
Interview mit Prof. Dr. Mathias Albert von der Universität Bielefeld im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Die Shell-Jugendstudie 2019 zeigt uns, dass Jugendliche in ihrer Mehrheit weiterhin sehr tolerant sind. Sie sind sehr weltoffen und haben eine positive Zukunftssicht. Auf der anderen Seite sehen wir allerdings auch, dass insbesondere Sorgen und Ängste in Bezug auf Klimawandel und Umweltverschmutzung ganz massiv steigen.
Die Shell-Jugendstudie hat den Untertitel „Eine Generation meldet sich zu Wort“. Damit wollen wir ausdrücken, dass die Jugendlichen heute viel stärker Anforderungen an die Gesellschaft, an ältere Generationen, an die Politiker stellen. Sie artikulieren ihre Interessen. Dabei muss man allerdings feststellen, dass insbesondere bei politischen Interessen es diejenigen sind, die bisher schon politisch interessiert waren. Die sind jetzt lautstarker, fordernder, aber wir sehen keine umfassende Politisierung der jungen Generation.
Die Jugendlichen insgesamt sind nicht politisch interessierter als vorher, wenngleich sich weiterhin fast die Hälfte der Jugendlichen als politisch interessiert bezeichnet. Es sind diejenigen, die schon politisch interessiert waren, die sich jetzt stärker einbringen, die sich stärker engagieren. Das steht sowohl hinter der Prominenz der „Fridays for Future“-Bewegung, man kann aber umgekehrt natürlich auch davon ausgehen, dass die „Fridays for Future“-Bewegung dazu beigetragen hat, dass sich viele schon Interessierte jetzt stärker engagieren.
Wenn wir einmal zurückdenken zum Anfang des Jahrtausends, dann sind Jugendliche in einer komplett anderen Welt großgeworden. Wir müssen uns nur einmal daran erinnern: Heute hat jeder Jugendliche wie selbstverständlich ein Smartphone. Damals gab es so etwas noch nicht. Das hat jugendliche Lebenswelten verändert. Man kommuniziert anders. Man ist in einer komplett anderen Arbeitswelt. Aber letztendlich ist es doch erstaunlich, dass sich trotz dieser massiven Umbrüche, trotz dieser anderen Art des Aufwachsens, viele Dinge nicht verändert haben. Es gibt eine pragmatische Grundeinstellung. Es gibt eine Weltoffenheit. Toleranzwerte nehmen zu. Es gibt natürlich auch andere Veränderungen, wie etwa die zunehmenden Ängste vor Umweltzerstörung und Klimawandel.
Shell Jugendstudie 2019: Prof. Klaus Hurrelmann
Interview mit Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Wer 2019 in Deutschland ein Jugendlicher ist, der findet eine insgesamt wohlhabende Gesellschaft vor. Aber auch eine, die ihm einiges abverlangt. Man hat nämlich sehr, sehr viele Chancen heute. Man hat Hunderte von Berufsmöglichkeiten, Tausende von Studienmöglichkeiten, wenn man mit der Schule fertig ist. Und das wird dann interessanterweise, wie die neue Shell Jugendstudie aus dem Jahr 2019 jetzt gerade zeigt, für die jungen Leute tatsächlich anstrengend. Manche stöhnen richtig und sind in Sorge, weil die Entscheidung in dieser Multioptionsgesellschaft schwieriger wird. Also, eigentlich tolle Bedingungen und eine Beschwerde sozusagen auf hohem Niveau. Das ist typisch für Jugend heute.
Wir haben nach wie vor große Unterschiede zwischen den männlichen Jugendlichen und den weiblichen Jugendlichen. Die weiblichen Jugendlichen sind seit zehn, fünfzehn Jahren leistungsmäßig stärker, haben die besseren Schulabschlüsse. Die jungen Männer holen auf. Sie haben gemerkt, dass sie in den Rückstand geraten sind, aber sie haben die jungen Frauen noch nicht eingeholt. Die jungen Frauen sind sehr gesundheitsbewusst, sehr umweltbewusst. Sie leben sehr gezielt im Vergleich zu den jungen Männern, die etwas pragmatischer so in den Tag hineinleben. Also da bleiben Unterschiede und die machen natürlich einen Vorteil für die jungen Frauen aus, weil sie besser dastehen, bessere Abschlüsse haben und auch ihr Leben besser planen können.
Das Elternhaus schlägt immer noch ganz stark durch. Das merken wir in der gesamten Lebenskonzeption, die die jungen Leute haben. Sie fühlen sich sicherer, selbstbewusster. Sie sind politischer, sie sind umweltbewusster. Im Übrigen auch aktiver, jetzt gerade politisch, wenn sie eine hohe soziale Herkunft haben und aus Elternhäusern mit einem sehr guten Status kommen. Und umgekehrt ist es: Eher entmutigte junge Leute, die nicht so sehr an ihre Chancen glauben, wenn sie aus ärmeren Elternhäusern kommen. Das bleibt also eine große Kluft in Deutschland. Wir haben allerdings positiv zu vermelden: Die Kluft wird etwas kleiner.
30 Jahre nach dem Mauerfall – und das ist auch für jemanden wie mich immer wieder überraschend – zeigt die neue Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2019, dass es immer noch Unterschiede zwischen Ost und West gibt. Das ist frappierend. Die Unterschiede werden kleiner, ja, aber sie sind noch da. Also der Glaube, dass die Demokratie gut funktioniert ist geringer bei den Jugendlichen aus den ostdeutschen Bundesländern. Die Vorstellung, dass die Politik auf ihrer Seite steht ist noch geringer – insgesamt ein kritischer Punkt bei den jungen Leuten, aber im Osten ist man noch skeptischer. Und so addieren sich eine ganze Reihe von Punkten. Das Lebensgefühl der jungen Leute im Osten – wie bei ihren eigenen Eltern übrigens, die hier eine ganz wichtige Rolle spielen – ist nicht so positiv wie im Westen. Obwohl es sich insgesamt deutlich angehoben hat. Also auch im Osten ist die Zukunftsperspektive viel besser als noch 2015. Die gute Konjunktur macht sich natürlich auch im Osten bemerkbar. Aber wir haben nach wie vor Ost-West Unterschiede und die sind schon wirklich frappierend.
Shell Jugendstudie 2019: Prof. Gudrun Quenzel
Interview mit Prof. Dr. Gudrun Quenzel von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Die 18. Shell-Jugendstudie zeigt, dass Jugendliche sehr stark an Bildung interessiert sind und dass sie viele Jahre ihres Lebens in Bildung investieren. Inzwischen gehen 50 Prozent eines Jahrgangs aufs Gymnasium und wollen Abitur machen. Insgesamt wollen 60 Prozent der Jugendlichen Abitur machen und nur noch eine kleine Minderheit von vier Prozent strebt den Hauptschulabschluss an.
Das Abitur ermöglicht zahlreiche Möglichkeiten. Man kann danach studieren, man kann eine Lehre machen, man kann nach der Lehre dann doch wieder studieren. Es ermöglicht einfach sehr viel und auch es ermöglicht den Jugendlichen, das zu machen, was sie eigentlich machen wollen. Nämlich Sie wollen einen Beruf haben, der sie erfüllt, der ihnen Sicherheit bietet, der ein ausreichendes Einkommen bietet. Und all das bieten diese Berufe, die akademischen Berufe, einfach deutlich mehr als viele andere Berufe. Junge Mädchen sind heute deutlich bildungsinteressierter als junge Männer. Die jungen Männer sind auch Bildung interessiert, aber die Mädchen noch einmal viel, viel mehr. Über 60 Prozent eines Jahrgangs bei den Mädchen geht aufs Gymnasium. Sie machen die besseren Abitur Abschlüsse. Sie machen die besseren Studienabschlüsse. Also dass junge Frauen immer noch deutlich weniger bezahlt bekommen als junge Männer liegt zumindest nicht an den Ausbildungsabschlüssen der jungen Frauen.
Das deutsche Bildungssystem funktioniert auf der einen Seite relativ gut. Es ermöglicht allen Schichten einen gewissen Zugang zur höheren Bildung. Es schafft ein Großteil eines Jahrgangs hin zum Abitur. Die duale Berufsausbildung ist relativ gut. Was das deutsche Bildungssystem nicht so gut schafft, ist tatsächlich bei Jugendlichen aus bildungsfernen Familien, diesen einen wirklichen Bildungsaufstieg zu ermöglichen. Der klappt teilweise, aber vielfach ist es einfach deutlich schwieriger für diese Jugendlichen, höhere Bildungsabschlüsse zu bekommen. Jugendliche aus bildungsfernen Familien sind nicht chancenlos im Bildungssystem. Das Bildungssystem ist bis zu einem gewissen Grad offen und ermöglicht allen Jugendlichen Chancen. 30 Prozent der Jugendlichen aus bildungsfernen Familien machen inzwischen Abitur. Das ist ein unglaublicher Bildungsaufstieg.
Aber die anderen 70 Prozent schaffen es eben nicht. Also die Jugendlichen, die es schaffen, die tun sich auch deutlich schwerer. Man muss deutlich mehr Leistung bringen und deutlich besser in der Schule sein und sich mehr darauf abmühen als die anderen Jugendlichen aus den akademischen Elternhäusern.
Die Jugendlichen auf den nicht gymnasialen Schulformen - also Hauptschule, Realschule und auch die integrierten Schulen – schauen nicht so optimistisch in die Zukunft wie die Gymnasiasten. Sie machen häufiger die Erfahrung, dass sie nicht den Beruf bekommen, den sie eigentlich haben wollen und dass ihre Noten nicht ausreichen. Insgesamt schauen sie nicht so optimistisch in die Zukunft, weil sie das Gefühl haben, es gibt andere in Deutschland, die bessere Chancen haben und dass sie da ein Stück weit abgehängt werden.
Shell Jugendstudie 2019: Ulrich Schneekloth
Interview mit Ulrich Schneekloth von Kantar im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Nach den Ergebnissen der aktuellen Shell Jugendstudie sind es vor allem die Umwelt und das Klima, das Jugendlichen Sorge bereitet. Das war vor 15 Jahren noch anders. Dort waren es vor allen Dingen die Fragen der beruflichen Sicherheit, die Fragen der Ausbildung, die Jugendliche umtrieben haben. Wir sprechen an dieser Stelle von einer Renaissance der Betroffenheit. Also davon, dass Fragen, die das Leben unmittelbar betreffen, die Risiken darstellen bei den Jugendlichen in den Fokus geraten. Es ist die eigene Zukunft, die sie umtreibt. Und an dieser Stelle stellen sie Ansprüche und möchten sich auch Gehör verschaffen.
Europa ist für Jugendliche in Deutschland etwas völlig Selbstverständliches. Damit ist man aufgewachsen. Grenzen sind eigentlich nicht bekannt. Wichtig ist: Europa ist aus der Sicht der Jugendlichen kein Risiko, sondern eine Chance. Europa bietet neue Möglichkeiten: Keine Grenzen, Menschen kennenlernen auch andere Kulturen kennenlernen. Da möchten Jugendliche auch nicht mehr hinter zurück. Deswegen gibt es in Deutschland für Positionen, die darauf ausgerichtet sind aus der EU auszutreten keinerlei Mehrheiten.
In den Ergebnissen der Shell Jugendstudie können wir feststellen, dass die Flüchtlingskrise auch bei Jugendlichen in den letzten Jahren ihre Spuren hinterlassen hat. Man merkt das vor allen Dingen daran, dass sich gegenüber der Zuwanderung nach Deutschland doch eine wachsende Skepsis jetzt breit gemacht hat. Aber, und ich denke das ist nach wie vor die Hauptseite: Die Sorge vor einer wachsenden Ausländerfeindlichkeit ist nach wie vor deutlich höher ausgeprägt als die Angst vor einer weiteren Zuwanderung.
Jugendliche orientieren sich daran, ein positives Leben zu führen, ein gutes Leben führen zu wollen. Dazu ist vor allem erstmal gute Freunde zu haben wichtig. Eine gute Partnerschaft führen zu können, auch die Familie. Das ist ein sicherer Hafen. Das ist etwas, was Jugendlichen Halt gibt und sie auch stabilisiert. Neu ist, nach den Ergebnissen der aktuellen Shell Jugendstudie, dass die Achtsamkeit gegenüber der Umwelt, gegenüber dem, was für einen persönlich gut und gesund ist - aber auch für andere gesund ist - einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Das ist neu. Und daraus ergeben sich Lebensziele bei den Jugendlichen, die sie verwirklicht sehen wollen.
Jugendliche blicken in Deutschland nach wie vor optimistisch in die Zukunft. Das ist möglicherweise bemerkenswert vor dem Hintergrund vieler Debatten. Auch aktuell darum, dass uns Klima und Umwelt umtreibt. Jugendliche haben ein optimistisches Herangehen, sind offenbar davon überzeugt, dass wir noch was verändern können, dass es Möglichkeiten gibt. Und sie sind davon überzeugt, dass wenn wir jetzt anfangen, dass Deutschland und die Welt damit eine Perspektive haben.
Shell Jugendstudie 2019: Ingo Leven
Interview mit Ingo Leven von Kantar im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
In der Shell-Jugendstudie können wir seit Jahren beobachten, wie junge Menschen hohe Anforderungen an die Berufstätigkeit definieren, weil sie vor allem auch im Erwerbsleben Fuß fassen wollen. Gleichzeitig ist aber Erwerbstätigkeit nicht alles im Leben junger Menschen. Vielmehr wollen sie sich auch in anderen Lebensbereichen verwirklichen.
Dazu gehört unter anderem auch die Familiengründung. Und deswegen beschreiben wir in der Shell-Jugendstudie auch, wie der Kinderwunsch sehr stabil ist. Das sind immer gleich viele junge Menschen, die sagen, dass sie auch der Meinung sind, dass Kinder zum eigenen Leben dazugehören. Und solche Themen sollen nicht hintenanstehen, wenn es um die Erwerbstätigkeit geht.
Junge Menschen wollen viele Dinge zugleich. Auch unter anderem in der Erwerbstätigkeit geht es ihnen darum, dass eine Erwerbstätigkeit möglichst sicher sein soll. Zu unsicher wird das Ganze, wenn junge Menschen aus einer Zwangslage heraus sich umorientieren müssten. Gleichzeitig sind sie dann aber auch in einer Situation, wo es ihnen darum geht zu sagen: Ich möchte einen Nutzen haben, wenn es um Erwerbstätigkeit geht. Das heißt also, junge Menschen sind sehr bestrebt danach, möglichst eine auskömmliche Erwerbstätigkeit zu finden, die ihnen auch Möglichkeiten der Karriereentwicklung bringt. Gleichzeitig ist es aber auch jungen Menschen wichtig, dass Erwerbstätigkeit erfüllend ist, also sinnstiftend ist.
Von daher ist das ein Themenpaket, was junge Menschen durchaus äußern, wenn sie auf Arbeitgeber treffen in einem Einstellungsgespräch, wo sie dann mit doch sehr weiten Vorstellungen zu Tage kommen. Es wird spannend sein zu beobachten, in welchem Ausmaß junge Menschen mit ihren Erwartungshaltungen an Erwerbstätigkeit wirklich für Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sorgen können. Zu groß sind auch weitere Einflussfaktoren wie unter anderem die Digitalisierung der Arbeit. Was wir aber auf jeden Fall festhalten können, ist, dass eine große Mehrheit der jungen Menschen gerade dabei ist, durch die Bildungsanstrengung sich bestmöglich auf solche zukünftigen Anforderungen vorzubereiten.
In der Shell-Jugendstudie tritt deutlich zutage, dass junge Menschen sehr zuversichtlich sind, ihre beruflichen Wünsche erfüllen zu können. Was wir vor allem beobachten können ist, dass in den letzten zehn Jahren diese Zuversicht deutlich gestiegen ist. Das heißt, auch in Zeiten sinkender Jugendarbeitslosigkeit, also insgesamt eines positiveren Arbeitsmarktes, sind hier junge Menschen auch deutlich zuversichtlicher unterwegs.
Shell Jugendstudie 2019: Sabine Wolfert
Interview mit Sabine Wolfert von Kantar im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Jugend ist ja eine Phase, in der sich junge Menschen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben befinden und sich auch zunehmend von ihren Eltern lösen. Von daher ist es sehr bemerkenswert zu sehen, dass die allermeisten Jugendlichen zwischen zwölf und 25 Jahren ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Wir sehen, dass heute Dreiviertel aller Jugendlichen sagen, sie würden ihre eigenen Kinder so erziehen, wie sie selbst erzogen wurden, entweder genau so oder ungefähr so. Wir sehen in unseren Daten aber auch, dass es einen sehr engen Zusammenhang gibt zwischen dem Verhältnis von Jugendlichen zu ihren Eltern und der sozialen Situation der Familien. So ist es zum Beispiel so, dass Jugendliche aus den unteren sozialen Herkunftsschichten deutlich häufiger von Konflikten mit ihren Eltern berichten als Jugendliche aus den oberen Schichten. Also was wir können ist, dass mehr zwei Drittel aller zwölf bis 25-Jährigen, die selbst jetzt noch keine Kinder haben, gerne einmal Kinder haben möchten.
Über die letzten knapp 20 Jahre sehen wir in den Shell Jugendstudien einen recht stabilen Verlauf dieses geäußerten Kinderwunsches. Junge Frauen sagen häufiger, dass sie gerne Kinder möchten als junge Männer. Das liegt aber nicht daran, dass Männer explizit sagen würden – also deutlicher sagen würden – sie möchten keine Kinder, sondern die Männer sind einfach unentschlossener bei dieser Frage.
Wir haben in der Shell Jugendstudie natürlich auch darüber gefragt, welche Rolle digitale Medien im Alltag der Jugendlichen spielen. Und wir sehen natürlich, digitale Inhalte sind essenzieller Bestandteil des Alltags. Es gibt Unterschiede in der Zeitintensität aber auch vor allem Unterschiede in den Nutzungsmustern. Wir haben einen großen Teil der Jugendlichen, die sehr fokussiert auf Unterhaltungsthemen sind, die sich Musik runterladen, Videos streamen, YouTube schauen oder auch Influencern folgen. Wir haben einen relativ kleinen Teil von Jugendlichen, die so Selbstinszenierung betreiben, also eigene Fotos hochladen, Videos hochladen. Aber wir haben eben auch einen sehr großen Teil Jugendlicher, die sehr viel Informationsmaterial suchen im Internet, sei es allgemeine Art über Politik und Gesellschaft oder auch gezielt für Schule, Ausbildung oder Beruf.
Wir haben Jugendliche gefragt, wie ihre Meinung zum Internet und zu sozialen Netzwerken ist. Und was wir sehen ist, dass Bedenken und auch Verunsicherung durchaus bei Jugendlichen eine Rolle spielen, so sagen deutlich mehr als die Hälfte aller Jugendlichen, dass sie nicht damit einverstanden sind, dass sie als Internet-User Teil eines Geschäftsmodells sind. Wir sehen auch an anderen Äußerungen, dass sie durchaus reflektiert sind, was das Internet angeht, dass aber nicht immer konsequente Handlungen daraus erfolgen. Beispielsweise sind das weniger als ein Drittel, aller Jugend- aller zwölf bis 25-Jährigen, die – bevor sie soziale Netzwerke nutzen, dort die Datenschutzeinstellungen überprüfen.
Shell Jugendstudie 2019: Hilde Utzmann
Interview mit Hilde Utzmann von Kantar im Rahmen der 18. Shell Jugendstudie
Die Shell-Jugendstudie 2019 hat gezeigt, dass die Jugendlichen heute sehr viel mehr online sind als noch vor vier Jahren. Sie verbringen in ihrer Freizeit sehr, sehr viel Zeit im Internet. Allein die sozialen Medien, wie etwa Instagram – weniger Facebook, die Facebook-Beschäftigung hat eher abgenommen – aber auch der Nachrichtendienst WhatsApp, das sind die puren Zeitfresser.
Die Jugendlichen hören Musik über Spotify. Sie streamen Filme und Serien. Sie spielen Computerspiele und sie surfen im Internet. Natürlich trifft man sich auch im echten Leben. Aber einige Jugendliche räumen ein, dass durch die vielen digitalen Beschäftigungen das persönliche Treffen und auch die gemeinsamen Unternehmungen durchaus leiden können.
Die Mediennutzung der Jugendlichen hat sich tatsächlich in den letzten Jahren und auch seit der letzten Studie deutlich verändert. Printmedien, Zeitungen, Zeitschriften, aber auch Bücher spielen eigentlich kaum noch eine Rolle. Ebenso wenig wie SMS oder E-Mail. E-Mail kommen eigentlich nur zum Tragen, wenn es um Kommunikation mit offiziellen Stellen wie etwa der Schule geht. Die Streamingdienste wie Netflix haben das normale Fernsehprogramm praktisch abgelöst. Auch das Radio wird durch Spotify ersetzt. Also man hört Musik über Spotify. Und wenn man an Nachrichten interessiert ist, an dem was gesellschaftlich oder politisch passiert, dann holt man sich die Informationen bei YouTube oder auch bei Google.
Interessant: Das Smartphone ist bei den Jugendlichen zwar omnipräsent, es wird überall mit hingenommen, aber es wird eigentlich kaum mehr zum Telefonieren benutzt. Die Jugendlichen schreiben lieber kurze Nachrichten oder eben auch längere oder schicken Bilder über WhatsApp. Ich denke mal, der wichtigste Faktor ist tatsächlich der Instant-Messenger WhatsApp. Der ist wahnsinnig zeitintensiv und er ist auch eigentlich zu dem Beziehungs- und Kommunikationsmedium geworden, in dem alle Freunde und Bekannten vernetzt sind. Alle haben WhatsApp und nutzen es auch sehr intensiv. Zum Beispiel, um sich zu verabreden. Aber man muss, wenn man auf dem Laufenden sein will, eigentlich WhatsApp haben. Das heißt, es ist ein Must-have. Und auch diejenigen, die Vorbehalte haben aus Datenschutzgründen und lieber z.B. Signal verwenden würden, fühlen sich gezwungen, auch WhatsApp zu nutzen.
Die Jugendlichen gehen mit Laptops, Tablets und Smartphones ins Internet, aber Spitzenreiter ist eindeutig das Smartphone, wenn es darum geht, dass man sich digitalen Inhalten nähert. In der Stichprobe des qualitativen Teils der Shell-Jugendstudie 2019 hatten alle Befragten, auch schon die Zwölfjährigen, ein eigenes Smartphone. Und die Studie hat auch gezeigt, dass die Jugendlichen immer jünger werden, wenn sie ihr erstes Smartphone bekommen. Die zweite Generation der Digital Natives, das sind die zwölf bis 15- oder 16-Jährigen, die waren zehn, elf, zum Teil auch erst acht Jahre alt, als ihr erstes Smartphone bekommen haben.
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Die Stimmen der Jugendlichen
In kurzen Videobeiträgen berichten Jugendliche, welche Themen sie bewegen.
Über die Shell Jugendstudie 2019
Seit 1953 beauftragt Shell unabhängige Wissenschaftler und Institute mit der Erstellung von Studien, um Sichtweisen, Werte und Erwartungen von Jugendlichen in Deutschland zu dokumentieren. Die Shell Jugendstudie präsentiert somit eine Sicht auf die Jugend von heute, und gibt zugleich gesellschaftspolitische Denkanstöße
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