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Foto von großen Tanks in einer LNG Anlage

LNG: Brückenenergieträger für die Energiewende

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Shell Energy
April 2023

Die Umstellung der Erdgasversorgung in Europa im Zuge des Ukrainekriegs hat besonders Deutschland vor große Herausforderungen gestellt. Seit September 2022 kommt kein Erdgas aus Russland mehr über die Pipeline Nord Stream I in Deutschland an. Abhilfe soll der Import von Liquefied Natural Gas (LNG), also verflüssigtem Erdgas, schaffen. Denn LNG bietet einen entscheidenden Vorteil: einfacherer Transport über große Entfernungen.

Ob aus den Vereinigten Staaten, Katar oder anderen Gasförderländern: Den Plänen der Bundesregierung zufolge soll LNG einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, die Erdgasmengen zu ersetzen, die bisher aus Russland bezogen wurden und elementar wichtig für die Energieversorgung in Deutschland sind.

Was ist Liquefied Natural Gas (LNG)?

Liquefied Natural Gas (LNG) ist verflüssigtes Erdgas. Es ist eine klare und geruchsneutrale Flüssigkeit, für deren Herstellung Erdgas auf -162 °C heruntergekühlt wird. Es kondensiert daraufhin und das Volumen reduziert sich. In dem flüssigen Zustand hat LNG ein 600-fach geringeres Volumen als Erdgas, was einen einfacheren Transport ermöglicht. LNG verfügt zudem über eine hohe Energiedichte: 1 Kilogramm LNG entspricht rund 1,4 Litern Diesel. Da es sich bei Erdgas um den emissionsärmsten fossilen Energieträger handelt, kann LNG als Brückenenergieträger einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten.

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Industrie: Trotz eines Rückgangs im gesamtdeutschen Erdgasverbrauch von rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr belief sich der industrielle Gasverbrauch im Jahr 2022 auf nahezu 500.000 Gigawattstunden (GWh), was 58 Prozent des Gesamtverbrauchs entspricht.Auch wenn langfristig ein Großteil der industriellen Prozesse auf Strom oder Wasserstoff umgestellt werden soll, wird Erdgas sektorübergreifend weiter relevant bleiben.

Da LNG im deutschen Energiemix künftig eine wichtige Rolle spielen soll, wird sich maßgeblich ändern, woher Europa mit Erdgas versorgt wird. Dabei dürften insbesondere zwei Länder in den Vordergrund rücken. Katar und die Vereinigten Staaten werden dem Shell LNG Outlook 2023 zufolge bis 2030 voraussichtlich für 80 Prozent der neu entstehenden LNG-Versorgung verantwortlich sein.

Alle Erkenntnisse des Shell LNG Outlook 2023 im Überblick (auf Englisch)

Terminals sichern LNG-Import

Für den Import von LNG, das per Schiff nach Europa transportiert wird, sind spezielle Terminals im Zielhafen nötig. Dort wird das Flüssigerdgas entweder regasifiziert und ins Erdgasnetz eingespeist oder landeinwärts weitertransportiert. Obwohl es in Deutschlands Nachbarländern bereits LNG-Terminals gibt, werden auch hierzulande Terminals benötigt, um ausreichende Gasmengen importieren zu können. Grundsätzlich fließt auch LNG aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich nach Deutschland. Die Kapazitäten sind jedoch nicht ausreichend, um den Bedarf in Deutschland und weiteren EU-Staaten zu decken.

Momentan sind an den vier Standorten Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven LNG-Terminals geplant, die entweder schon ihre Arbeit aufgenommen haben oder spätestens im Laufe des Jahres 2023 in Betrieb gehen sollen. Dabei handelt es sich vorerst um schwimmende Terminals (Floating Storage and Regasification Unit, FSRU). Ab 2025 soll dann in Wilhelmshaven ein festes Terminal folgen, in Stade und Brunsbüttel bis 2026.

Diese Terminals sind für die Energiewende ein wichtiger Faktor: Zwar sind sie im ersten Schritt für LNG gedacht, perspektivisch sollen dort aber auch Tanker mit grünem Wasserstoff oder Ammoniak anlegen können, um Deutschland mit Energieträgern mit einer noch geringeren CO2-Intensität zu versorgen.

Ein Shell Bio LNG Blend Tank an einer Shell Station

Sektorübergreifender Energieträger

LNG spielt nicht nur für den Einsatz in der Industrie eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Dekarbonisierung des Transportsektors. Unter anderem wird LNG im Schwerlastverkehr als emissionsärmere Dieselalternative sowie im Marinesektor zum Antrieb von Schiffen eingesetzt.

Der Anteil von LNG-Lkw auf Deutschlands Straßen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Shell hat diesen Trend erkannt und baut entsprechend die Tankstelleninfrastruktur für die eigenen Kunden aus. Zur Versorgung von LNG-Lkw betreibt Shell in Deutschland ein wachsendes Tankstellennetz mit aktuell mehr als 35 Shell Stationen entlang wichtiger Transportkorridore.

Zum Ende des Jahres (Q4) plant Shell darüber hinaus die Eröffnung einer Gasverflüssigungsanlage im Shell Energy and Chemicals Park Rheinland. In der Anlage soll künftig Flüssiggas – hauptsächlich aus Biomethan – hergestellt werden, das zur weiteren Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs in Deutschland beitragen soll. Biomethan hat je nach Ausgangsstoff eine wesentlich geringere CO2-Intensität als Erdgas oder kann sogar CO2 neutral sein. In flüssiger Form als sogenanntes Bio-LNG lässt sich der emissionsärmere Kraftstoff ohne Umrüstung in LNG-Lkw einsetzen.

Biomethan kann darüber hinaus auch für industrielle Prozesse genutzt werden. Als Ersatz für fossiles Erdgas lässt es sich etwa in der Automobil- oder Stahlindustrie einsetzen, um die dortigen Prozesse zu dekarbonisieren. Biomethan bietet sich dafür besonders an, da der Energieträger nicht nur regenerativ ist, sondern auch den chemischen Eigenschaften von fossilem Erdgas entspricht. Somit können Anlagenbetreiber ihren CO2-Fußabdruck senken, ohne in neue, kostspielige Anlagen investieren zu müssen.

Erfahren Sie hier mehr über Biomethan und dessen Einsatz in der Industrie.

Quelle: Bundesnetzagentur https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/Rueckblick/start.html


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