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Greenhouse Gas Protocol und Science Based Targets: Woran Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele ausrichten können

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Shell Energy
Januar 2024

Unternehmen investieren viel Geld und Zeit, um Produktion, Prozesse und Lieferketten klimaneutral aufzustellen. Denn der Druck durch Gesetze und regulatorische Vorgaben wächst ebenso wie der öffentliche Druck auf Unternehmen.

Nach der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) sind seit diesem Jahr mehr Unternehmen verpflichtet, einen ESG-Bericht (Environmental, Social, Governance - Report) zu erstellen, der unter anderem nicht-finanzielle Informationen zu Aspekten wie Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen offenlegt.

Beim Aspekt Umwelt stehen die Treibhausgasbilanzierung des Unternehmens und sein Weg hin zu einer besseren Klimabilanz im Mittelpunkt. Dabei geht es neben eher bekannten Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4), auch um weitere wie Distickstoffoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), Perfluorkohlenwasserstoffe (PCF), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3).

Für viele Unternehmen stellt sich hierbei die Frage, an welchen Standards und Richtlinien sie sich dabei orientieren sollen. Die Erarbeitung von international einheitlichen Berichtsstandards wird derzeit noch diskutiert. Bislang gilt das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol, deutsch: Treibhausgas-Protokoll) als der am weitesten verbreitete und international anerkannte Standard zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen. Unternehmen, die ihre GHG-Reduktionsziele im Einklang mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen festlegen wollen, können dabei auf die Science Based Targets (SBT) zurückgreifen.

Business Meeting mit Unterlagen

Was ist das GHG Protocol?

Das GHG Protocol umfasst Standards für die Emissionsbilanzierung und -berichterstattung und wird von vielen Unternehmen genutzt. Mit Hilfe dieser Standards und ihrer Methodiken lassen sich die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) ermitteln und der sogenannte Corporate Carbon Footprint – d.h. die Gesamtheit aller THG-Emissionen - berechnen, sodass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele entsprechend definieren und verfolgen können. Entwickelt wurde das GHG Protocol 1998 durch das World Resources Institute (WRI) und das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD).

Das GHG-Protocol unterliegt einem regelmäßigen Review-Prozess und entwickelt sich parallel zu sich ändernden Anforderungen, so dass neue Standards und Richtlinien im Laufe der Jahre in das Protokolls eingeflossen sind. Zu den Leitprinzipien des GHG Protocol gehören die Aspekte Relevanz, Vollständigkeit, Transparenz, Konsistenz und Genauigkeit. So soll sichergestellt werden, dass die Treibhausgasemissionen umfassend und genau erfasst werden, um die Entwicklung über die Jahre bilanzieren und vergleichen zu können.

Treibhausgasemissionen: Das hat es mit Scope 1, 2 und 3 auf sich

Kernstück des GHG Protocols ist die Einteilung von Treibhausgasemissionen in die sogenannten Scopes. Diese bilden die THG-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ab, mit dem Ziel direkte und indirekte Emissionen voneinander abzugrenzen, um somit eine Mehrfacherfassung von Emissionen in unterschiedlichen Unternehmen zu vermeiden.

  • Scope 1 bezeichnet die direkten Emissionen eines Unternehmens aus dem Einsatz von Energieträgern wie u.a. Erdgas oder Brennstoffen zum Beispiel in Heizkesseln oder Stromerzeugungsanlagen, in Produktionsanlagen oder Emissionen aus Quellen, die das Unternehmen direkt kontrollieren kann.
  • Unter den Bereich Scope 2 fallen indirekte Emissionen durch die Bereitstellung von Energieträgern wie beispielsweise Strom oder Wärme, die ein Unternehmen kauft oder nutzt, aber nicht selber erzeugt.
  • Scope 3 bezeichnet alle indirekten Treibhausgasemissionen aus den Aktivitäten eines Unternehmens, die aus Quellen stammen, die das Unternehmen nicht selbst kontrollieren kann: Das betrifft zum einen die vorgelagerte Wertschöpfungskette mit Emissionen aus Transport und Verteilung, aus Geschäftsreisen oder dem Pendelverkehr von der Arbeitnehmer und Geschäftsreisen oder aus eingekauften Waren und Dienstleistungen.
    Zum anderen sind Scope 3-Emissionen auch in der nachgelagerten Wertschöpfungskette zu finden – Emissionen aus der Entsorgung verkaufter Produkte gehören ebenso dazu wie jene, die aus dem Gebrauch verkaufter Produkte, der Weiterverarbeitung verkaufter Zwischenprodukte oder auch durch Franchise-Betriebe entstehen.1

Verschiedene Standards für unterschiedliche Anforderungen im GHG Protokoll

Innerhalb des GHG Protocol gibt es mehrere Standards – den Corporate Standard, den Product Standard zum Produkt-Lebenszyklus sowie den Corporate Value Chain Standard, also den Lieferkettenstandard (Scope 3). Der GHG Protocol Corporate Standard

 ist kostenlos im Internet verfügbar und bietet anschauliche und konkrete, praxisnahe Beispiele sowie Anforderungen und Leitlinien für eine Übersicht der Treibhausgasemissionen. Der Standard deckt die Bilanzierung und Berichterstattung von sieben Treibhausgasen ab, die unter das Kyoto-Protokoll fallen – die bereits oben erwähnten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid, Fluorkohlenwasserstoffe, Perfluorkohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid und Stickstofftrifluorid. Der Product Standard (Product Carbon Footprint) dient dazu, eine produktspezifische CO2-Bilanz abzubilden.

Grüne Blätter

Science Based Targets: Reduktionsziele auf wissenschaftlicher Grundlage

Die Science Based Targets for Climate (SBT) sind eine Art Methodenkoffer – damit können Unternehmen Zielpfade zur Emissionsreduktion definieren und entsprechende Roadmaps und Maßnahmenpakete entwickeln. Die mess- und umsetzbaren Reduktionsziele stimmen mit den Klimazielen von Paris überein.

So kann die Transformation hin zu klimafreundlichen Geschäftsmodellen Schritt für Schritt umgesetzt werden. Unabhängige Validierungsprozesse sowie der wissenschaftsbasierte Ansatz stellen die Qualität sicher. Die Science Based Targets initiative

 (SBTi) überprüft die Science Based Targets. Bei ihr handelt es sich um eine gemeinsame Initiative von CDP (Carbon Disclosure Project), dem UN Global Compact (UNGC), dem World Resources Institute (WRI) und dem WWF (World Wildlife Fund For Nature).

Alle Kriterien, die ein Science Based Target eines Unternehmens erfüllen muss, werden in einem Kriterienkatalog auf der Webseite der Initiative erläutert. Emissionen aus Scope 1 und Scope 2 müssen zu mindestens 95 Prozent vom SBT abgedeckt werden. Bei der Definition des Geltungsbereichs wird das GHG Protocol Corporate Standard genutzt.

Unternehmen, die sich an der Science Based Targets-Initiative beteiligen wollen, müssen eine jährliche Berichterstattung über die unternehmensweiten Emissionen und die Fortschritte im Vergleich zu den gesetzten Zielen vorlegen. Als Grundlage für die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele verlangt die Science Based Targets-Initiative von den Unternehmen, ihre Emissionen in Übereinstimmung mit dem GHG Protocol Corporate Standard zu berechnen und zu bilanzieren.

Quellen:

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