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Windräder im Grünen

Windkraft an Land: Gut für die Klimaziele, gefragt bei Industriekunden

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Shell Energy
May 2024

Windkraft gehört zu den wichtigsten Säulen für die zukünftige Energieversorgung. Knapp ein Drittel des im Jahr 2023 in Deutschland erzeugten Stroms stammte aus Windkraft, davon ca. 80% aus Offshore Windanlagen1. Bis 2030 soll laut EEG 2023 das Ausbauziel für die Windenergie an Land auf 115 GW angehoben werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein jährlicher Bruttozubau von etwa 10 GW notwendig. Bislang ist die Ausbaugeschwindigkeit allerdings nicht ausreichend.

Shell will im Bereich Onshore-Wind jetzt auch in Deutschland durchstarten. „Das Potenzial für die Energieausbeute ist groß“, erläutert Bastian Johnson-Muschke, Head of Onshore Renewables Germany bei Shell Energy Deutschland. „Das Stromprofil von Wind ist dabei relativ konstant. Wind weht auch nachts. Hinzu kommt, dass es im Winter meist mehr Wind gibt als im Sommer – das ist von Vorteil, da sich die Erzeugungsprofile von Wind und Solar gut ergänzen. Mit Wind lässt sich daher der Grundlastbedarf deutlich besser abdecken als beispielsweise mit Photovoltaik. Auch der Load Factor ist besser, das heißt, es lassen sich im Vergleich zu Photovoltaik mehr Kilowattstunden Strom aus der installierten Menge an Leistung erzeugen. Dennoch hat Photovoltaik natürlich ihre Daseinsberechtigung und kann bei bestimmten Nutzungsanforderungen die richtige Lösung sein. Für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird es in Zukunft auf das Zusammenspiel aus Wind, Sonne und Speicherlösungen ankommen.“

Lesen Sie hier mehr zum Thema Solar: Solartrend befeuert neue Geschäftsmodelle für die Energiebranche | Geschäftskunden: Industrie- und Gewerbekunden (shell.de)

Bauarbeiter einer Windkraftanlage im Gespräch

Jeder Windpark startet mit Gesprächen vor Ort

In der verarbeitenden sowie in der digitalen Industrie gibt es eine große Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Energien. Diese Nachfrage will Shell in den kommenden Jahren unter anderem mit einem Angebot im Onshore-Markt bedienen und den Strom direkt an Großkunden verkaufen.

Shell deckt bei der Entwicklung von Windparks den gesamten Prozess ab. Ein Team für Akquise und Projektentwicklung ist für Shell hauptsächlich in Norddeutschland unterwegs, um geeignete Flächen für den Windausbau in Augenschein zu nehmen. Wichtig sind dabei die direkten Gespräche mit den Menschen: Mit den Flächeneigentümern, den Gemeinden und Bürgermeistern und mit den Bürgern. Bastian Johnson-Muschke: „Tatsächlich befürworten oft nicht alle, aber sehr viele vor Ort solche Projekte. Flächeneigentümer und Gemeinden können ja auch gutes Geld mit einem Windpark verdienen. Über Gewerbesteuern, Beteiligungsmodelle und über die 0,2 Cent-Regelung: Pro Kilowattstunde erzeugten Stroms gehen 0,2 Cent an die Gemeinden im Umkreis eines Windparks. Da kommen pro Jahr hohe Beträge zusammen.“

Kommt der Vertrag mit dem Flächeneigentümer zustande, startet der Genehmigungsprozess, der zwischen zwei und fünf Jahren dauern kann. Sobald die Baugenehmigung vorliegt, übernimmt ein Shell-Team das weltweit den Bau von Erneuerbaren Energien Projekten managet und in Europa fünf Kernmärkte betreut – Deutschland, Großbritannien, die Niederlande, Spanien und Italien. Das Bau-Team ist in enger Absprache mit den deutschen Kollegen für die Bauplanung und die Auswahl des Windturbinenherstellers zuständig. Steht die Anlage, geht es in die Ausschreibung für den Strompreis pro Kilowattstunde und auf die Suche nach interessierten Industriekunden für die Stromabnahme durch PPAs.

Windkraft und Solaranlage

Digitalisierung, Lieferketten, Netzausbau: Hürden für Windausbau

Um mehr Tempo beim Windausbau zu erreichen, ist der Genehmigungsprozess eine entscheidende Stellschraube. Bastian Johnson-Muschke: „Bislang ist das sehr langwierig. Bestimmte benötigte Natur- und Artenschutzgutachten oder Studien sind am Ende des Prozesses oft nicht mehr gültig. Dann braucht es neue Gutachten – ein Teufelskreis. Positiv ist, dass sich zuletzt seitens des Gesetzgebers einiges getan hat. Im vergangenen Jahr hatten wir deutlich mehr Genehmigungen als im Vorjahr.“

Drei Bereiche sind Bastian Johnson-Muschke zufolge besonders wichtig, um Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Zum einen gebe es bei der Digitalisierung großen Nachholbedarf. „Tatsächlich muss man immer noch etliche DIN-A-4 Ordner an Unterlagen per Kleintransporter zu einigen Behörden fahren. Die Behörden leiden oft unter Personalmangel, so dass die Dokumente nicht zügig abgearbeitet werden können.“ Ein zweiter Bremsklotz liege bei der Beschaffung der Komponenten. Durch den Krieg in der Ukraine haben sich Lieferketten verschoben, Lieferprobleme für Großkomponenten sind die Folge. „Größere Windparks brauchen eigene Umspannwerke, auch dafür ist es oft schwierig, die Komponenten zu bekommen. Transformatoren haben Lieferzeiten von bis zu zwei Jahren. Als international agierendes Unternehmen haben wir den Vorteil, dass wir Komponenten europaweit durch Massenbeschaffung einkaufen können.“ Der Netzausbau sei ein dritter Faktor, der die Windkraft ausbremse. Oft lässt sich die volle Kapazität eines Windparks nicht nutzen, da Netzkapazitäten fehlen. In Bundesländern wie Schleswig-Holstein, wo viel zugebaut wird, gibt es Wartezeiten von teils mehreren Jahren für einen Netzanschluss. „Man muss vorausschauend arbeiten und schon im Vorfeld prüfen, wie gut das Netz in einer Region ausgelastet ist oder wie der Ausbau voranschreitet“, so Bastian Johnson-Muschke.

PPAs als Geschäftsmodell: Feste Kontingente, gesicherte Finanzierung

Ein bewährtes Modell, das bereits im Photovoltaiksektor Anwendung findet und auch für On- und Offshore Windanlagen genutzt wird, sind Power Purchase Agreements (PPAs). Dabei handelt es sich um Stromlieferverträge, die zwischen dem Anlagenbetreiber und Stromverkäufer auf der einen Seite und einem Energieversorger oder industriellen Großverbraucher auf der anderen Seite geschlossen werden. Die Verträge legen Strommengen, Lieferstruktur sowie den Strompreis für einen vereinbarten Zeitraum fest. Die dadurch gesicherten Zahlungsflüsse bei langfristigen PPAs stellen die Finanzierungen für existierende oder für den Bau neuer Erneuerbaren-Anlagen sicher.

Das Geschäft mit den erneuerbaren Energien ermöglicht es Shell Energy, auf die Kundenwünsche zugeschnittene Lösungen anzubieten: „Wenn ein Kunde beispielsweise Wind- oder Solarstrom aus Deutschland möchte, kann er diesen aus spezifischen Anlagen inklusive der entsprechenden Herkunftsnachweise erhalten. Möglich ist aber auch ein Grünstrommix aus verschiedenen Technologien und Ländern, bei dem die entsprechenden Herkunftsnachweise über unseren Trading Desk beschafft werden“, erläutert Heike Schmid-Beissner, Head of Green Energies bei Shell Energy Deutschland.

Hybridpark: Windkraft und Solaranlage

Zukunftsmodell Hybridpark für die Energieversorgung von morgen

Experten wie Bastian Johnson-Muschke erwarten, dass die Kosten für Windräder mit der wachsenden Nachfrage in den kommenden Jahren weiter sinken. Aber auch Speichermöglichkeiten wie Batteriespeicher müssen mit dem Ausbautempo mithalten.

Modelle wie Hybridparks zeigen, welche Möglichkeiten das Erneuerbaren-Geschäft noch bereithält. Shell hat im niederländischen Pottendijk im vergangenen Jahr einen Wind- und PV-Hybridpark eingeweiht. Die Wind- und Solaranlagen haben zusammen eine installierte Leistung von über 100 MW, die erwartete Jahresproduktion beträgt 157 GWh. Bastian Johnson-Muschke: „Die Kombination von Wind und Photovoltaik wird dort auf einer Fläche bestmöglich ausgenutzt. Das ist die Energieversorgung von morgen. Und diese Hybridmodelle wollen wir auf lange Sicht auch in Deutschland umsetzen.“

Quellen

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